MOSAIK-Rückblick: Geschäftsführer Jonathan Denner von der NETSYNO Software GmbH im Interview

Nachdem sich zu Projektbeginn alle Projektpartner in unserer Blogserie “Die MOSAIK-Partner” vorgestellt haben, lassen wir das MOSAIK-Konsortium nun auf drei Projektjahre zurückblicken. Heute berichtet Geschäftsführer Jonathan Denner von der NETSYNO Software GmbH über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen.

NETSYNO ist ein mittelständisches Software-Unternehmen mit dem Hauptsitz in Karlsruhe und steht für intelligente und pragmatische Software-Lösungen, die den Menschen in ihrem Alltag helfen. Der Fokus liegt deshalb auf einer anwenderfreundlichen Nutzung, die auf eine effiziente Software-Architektur aufbaut: im Backend wie auch im Frontend. Auf dieser Grundlage entwickeln sie webbasierte Plattformen für nachhaltige Arbeits- und Kommunikationsprozesse. 


Herr Denner, Sie sind Geschäftsführer der NETSYNO Software GmbH und mit dem NETSYNO Team einer der Praxispartner im MOSAIK Projekt. Im ersten Arbeitspaket “Bedarfsermittlung, Szenarien und Anforderungen” war das NETSYNO Team mit der Ausarbeitung des Anwendungsszenario „Prozessverwaltung“ (AP 1.2) beschäftigt. Was kann man sich unter einem Anwendungsszenario “Prozessverwaltung” vorstellen?

Unsere Aufgabe war es hier, ein Anwendungsszenario für das MOSAIK Projekt zu definieren und zu beschreiben, welches als aussagekräftige Referenz für die am Ende folgende Evaluation dient. Der Fokus liegt hierbei auf einer möglichst intuitiven Prozessmodellierung und Generierung von Benutzeroberflächen für Anwender sowie der Berücksichtigung und Abbildung von Rollen entlang von Prozessketten. Darüber hinaus ist wesentlich, dass das System mittels Schnittstellen andere Agenten involvieren und ansprechen kann. Es sollten zudem Kriterien und Zustände definiert werden anhand derer eine Erfolgsaussage zum Lösungsansatz getroffen werden kann.

Gerne etwas vorab etwas Hintergrundinformationen: ein Prozess beschreibt für uns im Projekt eine Reihe von möglichen Zuständen und Übergängen (Transitionen) zwischen den Zuständen. Um zu verstehen, wie sich ein Prozess aus Zuständen und Transitionen zusammensetzt, haben wir einen Glossar mit Begriffsdefinitionen entwickelt, der als Basis dient und unter https://glossary.mosaikprojekt.de/docs/einleitung einsehbar ist. 

In unserem ersten Interview sagten Sie: “Zum Projekt MOSAIK steuert NETSYNO ein Kundenszenario im Bereich Prozessmodellierung im Umfeld des Internets der Dinge bei, welches von einem mittelständischen Gerätehersteller eingebracht und von NETSYNO begleitet wird. Im Rahmen des Projektes soll ein Kommunikationsmodell für industrielle Maschinendaten entwickelt werden, welches die Grundlage für Prozessbeschreibungen bildet.” Dazu passend sind Sie maßgeblich für das fünfte Arbeitspaket “Umsetzung der Szenarien und Evaluation” verantwortlich und übernehmen dort die Bereiche “Umsetzung Prototyp NETSYNO” (AP 5.2) und “Gesamtevaluation und Dokumentation” (AP 5.4). Welches Kundenszenario wurde hier als Prototyp umgesetzt?

Uns wurde im Verlauf des MOSAIK Projekts und in Abstimmung mit den anderen Projektpartnern klar, dass der Forschungsanteil bzw. der Forschungsaspekt innerhalb des Projekts wesentlich größer war als von uns anfänglich erwartet. Wir hatten zu Beginn ein Szenario von einem mittelständischen Kunden von uns, einem Messgerätehersteller, im Blick und wollten die dort von uns umgesetzte IoT-Lösung beispielhaft nutzen. Die Problemstellung für MOSAIK kam zwar aus der Praxis, allerdings haben wir uns innerhalb von MOSAIK dem Problem eher auf Forschungsseite genähert, sodass keine unmittelbare Anwendung beim Praxispartner, dem Messgerätebauer, stattgefunden hat. Auch solche “Erfahrungen” gehören zu einem Forschungsprojekt, wie wir festgestellt haben. Trotzdem ist es denkbar, dass unsere Projektergebnisse z.B. im Mittelstand Anwendung finden. Dieses Thema könnte ein Folgeprojekt von MOSAIK sein, bei dem es dann gezielt um die Übertragung und Anwendung der Ergebnisse in der Praxis geht. NETSYNO wie auch Bosch haben letztendlich Anwendungsszenarien beschrieben und davon Anforderungen abgeleitet. Nach der Umsetzung der Prototypen konnten wir abschließend unsere Arbeit evaluieren. 

Zu Ihren weiteren Aufgaben innerhalb des Projekts gehört die “Verbreitung und Standardisierung” (AP 6.1). Wie sind Sie vorgegangen und welche Herausforderungen gab es hier im Kontext der Pandemie?

Das Ziel von “AP 6 Verbreitung und Standardisierung” war die nachhaltige und praktische Verankerung der entwickelten Methoden und Verfahren auf Anwenderseite. Dazu wurde zuerst die Webseite https://mosaikprojekt.de erstellt, die bis auf weiteres von uns technisch sowie inhaltlich gepflegt wird. Die Webseite stellt die Vorhaben, Ideen und Anwendungen des MOSAIK Projekts vor sowie alle beteiligten Partner und bietet die Möglichkeit, Kontakt mit dem Konsortium aufzunehmen. Auch alle im Zuge des Projekts entstandenen Paper und Veröffentlichungen sind hier gelistet und für den Direktzugriff verlinkt. 

Um über aktuelle Themen und Ereignisse berichten zu können, wurde die Webseite um einen Blog erweitert, auf dem regelmäßig verschiedene Artikel erschienen sind und weiter erscheinen werden. Auch der Blog wurde und wird technisch wie inhaltlich auf unbestimmte Zeit von uns gepflegt. Alle Artikel wurden von NETSYNO geschrieben. 

Um die auf der Webseite aufbereiteten Inhalte und neuesten Informationen besser zu streuen, wurde zudem der Twitterkanal https://twitter.com/MosaikP eingerichtet. Der Kanal gibt uns die Möglichkeit uns gezielt mit anderen Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft zu vernetzen und an Diskussionen teilzunehmen oder Events und Messen darüber zu begleiten. 

Während die Webseite, der Blog und der Twitterkanal ein niedrigschwelliges Informationsangebot für alle an MOSAIK interessierten Menschen bietet, sind Messen und Tagungen ein guter Ort, um Fachpublikum und Anwender auf MOSAIK aufmerksam zu machen. Die meisten Veranstaltungen wurden 2022 besucht, was zwei Gründe hat: Zum einen bedurfte es einer gewissen Projektlaufzeit, bis wir erste Ideen und Ergebnisse entwickelt haben und nach außen kommunizieren konnten. Zum anderen entfielen viele Veranstaltungen auf Grund der Pandemie, sodass viele Events erst 2022 wieder stattfanden und ein Besuch möglich war. Auf den von uns besuchten Veranstaltungen konnten einige Kontakte geknüpft werden. Da, wie bereits erwähnt, erst gegen Ende der Projektlaufzeit genug Informationen und kommunizierbare Ergebnisse zur Verfügung stehen, geht die Arbeit zur Außendarstellung von MOSAIK über die Projektlaufzeit und den August 2022 hinaus – hier sind weitere Artikel in Planung. 

Welche Erkenntnisse, Impulse oder Methoden nehmen Sie und Ihr Team aus dem MOSAIK Projekt mit, die Ihnen für Ihre weitere Forschungsarbeit nützlich sind? 

Das MOSAIK Projekt war von einem starken interdisziplinären Arbeiten geprägt und wir durften zu Beginn erst einmal eine “gemeinsame Sprache” finden, um die Probleme und Lösungsansätze zu beschreiben und einander zu verstehen. Das war herausfordernd, aber es ist uns gelungen. Im Laufe des Projektes haben wir schätzen gelernt, dass wir vor dem intensiven Start in die inhaltliche Arbeit Klarheit über die Begrifflichkeiten, und wie diese in den verschiedenen Domänen der beteiligten Projektpartner verwendet werden, geschaffen haben. Basisbegriffe wie “Prozess” oder “Zustand” haben wir zunächst synchronisieren müssen, um eine gemeinsame Basis zu haben für die weitere Entwicklungstätigkeit. Dieser Einspielprozess war eine wichtige und hilfreiche Basis für die inhaltliche Zusammenarbeit im Anschluss. 

Durch die Arbeit an dem Prototypen konnte vor allem das Thema Modellierungseffektivität mehr in den Fokus der Projektarbeit rücken. Im Laufe des Projektes wurden die Modellierungsmöglichkeiten erweitert um schneller zeigbare Modellierungsergebnisse zu haben. Dadurch können wir schneller validieren, dass die Modellierung das richtige Problem löst und im Gespräch weiter verfeinern um sicherzustellen, dass die vorgeschlagene Lösung zu dem vom Kunden beschriebenen Prozess passt.

Und wir hatten durch das Projekt auf jeden Fall die Möglichkeit, noch weiter in das Thema Wissenschaftskommunikation einzusteigen und unsere Kenntnisse hier zu erweitern und zu vertiefen. 

Welche Eindrücke oder Learnings nehmen Sie persönlich aus dem Projekt mit?

Der größte Lernerfolg war für uns, dass man trotz starker Interdisziplinarität und einer Pandemie ein Forschungsprojekt dieser Größe durchführen kann, wenn auch mit kleinen Abstrichen bezüglich der persönlichen Treffen und Abstimmungen. Der fachliche wie auch der persönliche Austausch mit allen KollegInnen des Konsortiums empfanden wir als sehr bereichernd. Wir als mittelständisches Software-Unternehmen konnten zudem tiefe Einblicke in sehr forschungsintensive Themengebiete gewinnen und hatten dank MOSAIK die schöne Chance, mit renommierten Partnern aus der Wissenschaft zusammenzuarbeiten, was für uns als Software-Unternehmen immer wieder etwas besonderes darstellt. Dafür sind wir dankbar.